Donnerstag, 16. Januar 2025

"Achtung Sprachpolizei" - Alles Indianer oder was?

 Unter dem Begriff Sprache verstehen wir im allgemeinen Sinn alle komplexen Systeme der Kommunikation. Die Art wie wir Menschen uns untereinander verständigen, unsere Ansichten, Meinungen, Gedanken und Gefühle mitteilen, all dies macht eine Sprache aus.  Mit ihr wachsen wir auf, entwickeln unsere eigenen Ausdrucksweisen und Idiome. Unsere sprachlichen Gewohnheiten sind ein Teil unseres Lebens. Dass plötzlich Leute daherkommen und von uns verlangen, dass wir bestimmte Worte und Begriffe entweder überhaupt nicht mehr verwenden dürfen oder nur noch in einer komplett veränderten Form, dann fühlt sich das an würde ein Teil von uns selbst auf den Kopf gestellt. Und doch geschieht dies gerade an vielen Stellen im öffentlichen Raum, vor allem im Internet werden wir damit konfrontiert. Ganz stinknormale Nutzer betätigen sich dort als "Oberwachtmeister für sprachlichen Umgang." Stell dir einfach vor, du schreibst einen Beitrag, verwendest deinen gewohnten Wortlaut, veröffentlichst ihn, und plötzlich kommt aus irgendeiner Ecke ein aufgeweckter Nutzer und kritisiert dich dafür, dass du einen aus seiner Sicht verbotenen Ausdruck verwendet hast. Offiziell soll diese "Bereinigung" des Sprachgebrauchs dazu dienen, Diskriminierung zu verhindern und die Sprache moderner und vielfältiger zu machen. Ob dies tatsächlich notwendig ist, sei mal dahingestellt. Inoffiziell allerdings ist es für viele "Freizeitdiktatoren," selbsternannte Sittenwächter und kleinbürgerliche Pedanten eine willkommene Gelegenheit sich mal so richtig in den Vordergrund zu spielen. 

Der Begriff "Sprachpolizei" stammt übrigens noch aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals wurde er selbstironisch vom Allgemeinen deutschen Sprachverein verwendet, der die deutsche Sprache von ausländischen Wörtern freihalten wollte. Ab 1930 verschwand dieser Ausdruck, da er im Nationalsozialismus trotz existierendem Propagandaministerium abgelehnt wurde. Lustigerweise verhalten sich diese Sprachpolizisten in gewisser Hinsicht diktatorisch und freiheitsfeindlich. Wenn ich mit solchen Leuten konfrontiert werde, dann kommt mir unwillkürlich der Gedanke, dass sie vielleicht seit Kindertagen ständig von Besserwissern umgeben waren, die ihnen andauernd belehrend und mit erhobenem Zeigefinger begegneten, und sie sich deshalb so mäkelig und kleingeistig verhalten. Als Kinder haben wir uns im Fasching als Indianer verkleidet, haben Negerküsse und Zigeunerschnitzel gegessen und ich kann mich erinnern, dass ich als kleines Mädel sogar noch das Buch "Zehn kleine Negerlein" gelesen habe. Freilich habe ich mir dabei nichts gedacht, denn erstens war ich noch viel zu jung um politische Hintergründe zu verstehen, und zweitens sah damals noch niemand darin Rassismus. 

Gendersternchen und Striche, verbotene Wörter und Begriffe und der mahnende Zeigefinger sind Erscheinungen einer Gesellschaft in der sich jeder als Oberlehrer und Sittenwächter aufspielen kann, egal ob er dafür befugt ist oder nicht, er nimmt sich einfach die Freiheit heraus andere zu kritisieren. Dabei ist es völlig einerlei ob die Kritik wirklich berechtigt ist oder nicht. Die Hauptsache ist, der Kritiker findet persönliche Befriedigung darin seine Mitmenschen zu belehren. Ich bin mir sicher, dass diese Menschen in ihrem Privatleben selbst kaum Beachtung finden, nur wenig zu sagen haben, sich vielleicht sogar ducken müssen, und im Internet finden sie dann endlich die Gelegenheit auch einmal in Erscheinung zu treten. Dass sie sich damit Feinde machen, scheint sie nicht zu kümmern. Einige geben sich damit zufrieden ihre "Opfer" zu belehren, aber nicht wenige gehen noch einen Schritt weiter und loten ihre Möglichkeiten aus, ob es nicht sogar für eine Denunziation reicht. Wir leben inzwischen in einer Gesellschaft in der man nie sicher sein kann, weit weit man seinem Gegenüber trauen kann. Die Sprachpolizei ist hierbei nur eine Nebenerscheinung die man zunächst einmal lediglich belächeln kann. Aber der Trend zur Denunziation ist weitaus heikler zu betrachten. 

Für den Begriff "Volk" wurde ich bereits mehrfach kritisiert. Warum ist mir ein Rätsel. "Volk" ist kein verbotenes Wort, denn es wird schließlich weltweit für die Bevölkerung eines Landes verwendet. Was daran verwerflich sein soll, geht mir nicht auf. Wahrscheinlich haben die Kritiker etwas vom "deutschen Volk" läuten gehört und sofort N*zi-Sprech vermutet. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln, denn diese Zeiten sind lange vorbei und man sollte nicht soweit gehen, dass man über dieses Thema paranoid wird und an jeder Ecke rechtes Gedankengut wittert. Solche Leute sollten sich wirklich mal Gedanken machen, ob ihr Verhalten nicht vollkommen überzogen, und bisweilen sogar pathologisch ist. Nein, ich verwende das Wort "Volk" nicht im Sinne von "Rechtssein" oder "Ewiggestrig." Wenn ich es in Italien, Großbritannien oder in Indien z. B. verwende, wer würde mich deswegen dort für "Rechts" halten, wohl kaum jemand. Diese unsinnigen Anwandlungen scheint es nur in Deutschland zu geben. 

Unsere "moderne" Gesellschaft besteht nur noch aus einem kleinen Teil anständiger Menschen, und einem leider viel größeren Teil von Charakteren, die man wenn man einen gesunden Verstand hat, nur als böswillig und hinterhältig bezeichnen kann. Sie lachen dir ins Gesicht und brüten hinter deinem Rücken aus wie sie dir schaden können. Das Internet ist zu einem Tummelplatz von Leuten geworden, die ihre diktatorischen Fantasien, Kleingeistigkeit und höchstwahrscheinlich auch Langeweile damit kompensieren, dass sie die Beiträge anderer Nutzer lesen und darin nach vermeintlich verbotenen Wörtern suchen. Ist diesen Leuten eigentlich klar, wie hirnrissig ihr Verhalten ist? wahrscheinlich nicht, sonst würden sie ihr Tun mal überdenken. Wenn ich Worte wie "Indianer," "Volk," "Flüchtling," "Schwarzarbeit," "Schwarzfahren," "Mädel" etc. verwende, dann tue ich es, weil ich es schon immer getan habe, nicht weil ich damit zeigen will welcher politischen Richtung ich angehöre. Wer in diesen Begriffen N*zi-sprech vermutet, der ist in meinen Augen ein Opfer des woken Wahns, der in Wahrheit mindestens ebenso faschistisch agiert wie die echten Faschisten in den 30er und 40er Jahren. Menschen bevormunden, denunzieren, und für Kleinigkeiten diffamieren, all das kennt man aus diktatorischen Systemen. Wir wollen eine Demokratie sein, aber viele verhalten sich so als würden sie einer Diktatur entstammen. 

Wenn ich im Netz Beiträge schreibe, dann richte ich mich gewiss nicht streng nach Regeln die irgendein Woker aufgestellt hat weil er das Bedürfnis hatte, Menschen sein Weltbild aufzuprägen. Ich beleidige niemanden und zolle jedem Respekt wie er es verdient, aber ich mache mir keine Gedanken über Wörter die plötzlich verboten sein sollen. Jahrzehntelang haben wir ebendiese Wörter verwendet, ohne dass jemand auf die Idee kam sich durch sie beleidigt oder gar diskriminiert zu fühlen. Es ist schlichtweg der linksgrüne "woke" Zeitgeist der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, künftig zu entscheiden ob wir dieses oder jenes Wort noch benutzen dürfen. Natürlich dürfen wir, und jeder der im Besitz seines gesunden Menschenverstandes ist, wird mir Recht geben. 

Ich sage auch weiterhin Indianer und Volk und Mädel und Schwarzfahren. Wem es nicht passt, der muss ja nicht hinhören bzw. lesen. Wenn wir uns gängeln und bevormunden lassen von Leuten, die wahrscheinlich bereits im Elternhaus mit diktatorischen Methoden dazu erzogen wurden, nach strengen Regeln zu leben, dann dürfen wir irgendwann nur noch nach Vorschrift atmen. Es kann nicht sein, dass unsere freie und ( eigentlich ) demokratische Gesellschaft von Regularien beschränkt wird, die kleinkarierten Gehirnen entsprungen sind. Meine Lieben, unsere Welt ist dabei auf den Kopf gestellt zu werden, und wir laufen Gefahr in einen Abgrund aus Verrücktheiten und irrsinnigen Regeln zu stürzen. Vielleicht besteht noch berechtigte Hoffnung darauf, dass sich dieser Zeitgeist doch nicht in dem Maße durchsetzt wie es den Anschein hat. 


In diesem Sinne, eine erfolgreiche Woche

Eure Marion Herzogin von Meranien ♛











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