Alle ( oder fast alle ) lieben die chinesische App. Vor allem Kinder und Jugendliche sind hellauf begeistert von der schreiend bunten Videoplattform. 2016 von Zhang Yiming, dem Gründer von ByteDance ins Leben gerufen, wurde die App bald populärer als Instagram. Nutzer können kurze Videoclips hochladen und bearbeiten, und sie mit Musik und/oder Stickern versehen. Schon im Juni 2018 erreichte Tiktok 150 Millionen aktive Nutzer im Monat, und 500 Millionen aktive Nutzer aus 150 Ländern ( Quelle: Wikipedia ). Als weltweit am häufigsten heruntergeladene App eroberte Tiktok den Internethimmel im Sturm. Ich muss gestehen, dass ich auch nicht lange widerstehen konnte und mir Tiktok heruntergeladen habe. Da ich noch zu denen gehöre, die sich bisher im Netz nur schriftlich äußerten, und nur gelegentlich mal bei Instagram, Facebook oder Twitter ein paar Fotos gepostet haben, tat ich mich mit professionell aufgemachten Videos eher schwer. Also lud ich mal ein paar Clips von meiner Heimatstadt hoch, oder Videos zu historischen Themen. Mein kürzlich gelöschtes Tiktokprofil widmete ich ausschließlich meinem Vorbild Prinzessin Diana. Innerhalb kurzer Zeit konnte ich 1070 Follower gewinnen. Dies ist auch ein Grund, warum sehr viele Influencer Tiktok für sich entdeckt haben, nirgendwo sonst kann man ohne viel Aufwand und ohne Follower zu kaufen eine derart große Reichweite erlangen. Kreativität und Inspiration sind zweifelsohne weitere Gründe warum die App so beliebt ist.
Doch wie so oft im Leben hat die Medaille auch hier zwei Seiten. Denn so harmlos wie es den Anschein hat ist Tiktok nicht. Da sind zum einen die sehr fragwürdigen Datenschutzregularien, denen man besser nicht hundertprozentig vertraut. Man muss bedenken, dass es eine App ist die ( wie übrigens die meisten sozialen Netzwerke ) fleißig Nutzerdaten sammelt. Und was dann mit diesen Daten passiert, ist nicht so ohne weiteres einzuschätzen. Auch Finanzdaten bekannter Influencer aus Europa und den USA sollen auf Servern in China abgespeichert worden sein. Natürlich bestreitet China diese Anschuldigungen, aber möglich wäre es trotzdem. In Australien ist Tiktok für unter 16-jährige verboten. Australiens Premierminister Anthony Albanese bezweckt damit auch, dass sich Jugendliche mehr an sportlichen Aktivitäten beteiligen statt stundenlang durch Videofeeds zu scrollen. Auch Chinas Nachbarland Indien hat Tiktok eingeschränkt. Zuletzt hatte der vormalige US-Präsident Joe Biden die App in den USA verboten. Sein Nachfolger Donald Trump machte die Entscheidung wieder rückgängig. Dem chinesischen Mutterkonzern ByteDance wird vorgeworfen Spionage und Datenleaks zu betreiben. Die kommunistische Partei Chinas soll beteiligt sein, und die Regierung des Landes soll sogar im Unternehmen selbst mit bestimmen können.
Ein weiteres Problem bei Tiktok ist die oft extreme Zensur. Beiträge die als kontrovers oder problematisch angesehen werden, verschwinden nicht selten hinter einem "Shadowban." Accounts die sich an diese Regeln nicht halten, werden schneller gesperrt als ihre Betreiber Piep sagen können. Etwa 20000 Moderatoren entscheiden welche Nutzer gegen die Regeln verstoßen, dies berichtete ein ehemaliger Content-Moderator in einem Interview. Ich habe mit meinem Profil selbst die Erfahrung machen müssen, dass Tiktok wegen jeder Kleinigkeit zensiert. Und ich darf sagen, dass ich nie wirklich anstößige oder als problematisch einzustufende Inhalte gepostet habe. Ich lud ein paar Bilder hoch die Prinzessin Diana mit einem Glas in der Hand zeigten. Für Tiktok waren die eigentlich harmlosen Fotos jedoch ein triftiger Grund den Beitrag unverzüglich einzuschränken. Auf meine Nachfrage bekam ich die Begründung geliefert, mein Post verstoße gegen die Regeln. Angeblich würde er Jugendliche zum Alkoholkonsum verleiten. Ehrlich gesagt, danach hatte ich die Nase voll von der App. Ich fühlte mich gegängelt und zu Unrecht beschuldigt. Ich löschte mein Profil daraufhin. Auch Kommentare werden gelöscht, selbst wenn sie nicht im Mindesten beleidigend sind. Harmlose Feststellungen in Kommentaren werden von den Moderatoren offenbar ebenso willkürlich ausgewählt und gelöscht.
Auch Antisemitismus breitet sich bei Tiktok zunehmend aus. Vor allem linksgerichtete Parteien und Profile von deren Anhängerschaft, sowie Seiten die eindeutig islamistischen Content posten, verbreiten offen Hetze gegen Juden und Israel. Nach meiner Beobachtung unternimmt Tiktok nicht wirklich etwas dagegen. Den islamistischen Terror verherrlichende Profile wie "Muslim-Interaktiv" und andere, dürfen ungestört die Plattform mit Hetz- und Propagandavideos fluten. Bedenkt man die Beliebtheit der App vor allem bei Jugendlichen, so kann man sich ausrechnen wie groß der Einfluss dieser Profile auf ihre Follower ist. Man spricht inzwischen nicht umsonst von "Tiktok-Terroristen" oder "Tiktok-Islamisten." Hier wäre es die Pflicht der Betreiber diese Profile zu sperren, stattdessen werden harmlose Nutzer mitunter völlig grundlos ausgeblendet oder gar gesperrt. Jugendgewalt, festgehalten auf Handyvideos die dann bei Tiktok hochgeladen werden und viral gehen, erreichen bevor sie gesperrt werden etliche tausend Nutzer. Auch hier kommen die Betreiber ihrer Pflicht nicht nach, Jugendliche vor Schaden zu bewahren. Aber Fotos von Menschen die Gläser in der Hand halten werden als jugendgefährdend gesperrt. Schon alleine deswegen hat die App für mich ihre Seriosität verspielt.
Natürlich hat Tiktok auch positive und unterhaltsame Seiten. Videos direkt auf der Straße gedreht, zeigen peinliche, lustige, spannende und mitunter auch dramatische Szenen mitten aus dem Leben. Augenzeugenvideos quasi, mit denen die Ersteller nicht selten Millionen von Aufrufen und Likes erreichen. Das Vorgehen des Unternehmens in Bezug auf Zensur ist meiner Meinung nach von Willkür geprägt, und unfaire Sperren ohne wirklich nachvollziehbare Gründe sind nicht tolerabel. Ich gebe zu, dass ich Tiktok gelegentlich wegen seines Unterhaltungswertes vermisse. Schöne entspannende Reise- und Tiervideos, oder Clips mit Inspirationen zu den Themen Mode und Lifestyle fand ich ebenfalls immer ansprechend und boten in der Mittagspause Zerstreuung. Doch die oben genannten Problematiken, vor allem die unfairen Zensurmaßnahmen haben mir den Spaß gründlich verdorben. Sollte ich jemals wieder einen Account bei Tiktok anlegen, was ich noch bezweifle, dann würde ich lediglich Folgen und mich unterhalten lassen. Man sollte diesen Apps einfach keine Angriffsfläche bieten. Leider lässt sich an den Datenschutzregelungen nicht viel ändern oder kontrollieren. Tiktok sammelt definitiv Daten und ich bin überzeugt, dass diese auf Servern in China landen. Niemand weiß genau was er von sich preisgibt, wenn er sich erstmal registriert hat. Man sollte es sich gut überlegen ob man unbedingt ein Tiktok-Konto benötigt. Bis jetzt hat die App noch nichts von ihrer Beliebtheit eingebüßt, trotz fragwürdiger Zensurmethoden und Datensammelei. 1, 59 Milliarden Nutzer hat es mittlerweile auf die Videoplattform verschlagen. Benutzerfreundlichkeit und die Möglichkeit sich kreativ auszuleben, zieht sehr viele Menschen in ihren Bann. Auf gewisse "Nebenwirkungen" achtet man dabei natürlich nicht, wer lässt sich schon gern den Spaß vermiesen. Schließlich haben alle Social-Media-Plattformen ihre Nachteile.
Ich für meinen Teil weiß was ich an Instagram habe. Auch wenn diese App inzwischen anders geworden ist als sie noch im Jahr 2012 war. Aber ich fühle mich dort einfach besser aufgehoben, und an schönen Bildern und Videos mangelt es bei Insta auch nicht. Tiktok ist zudem als Zeitfresser verschrien, denn fängt man einmal an zu scrollen, dann fällt das Aufhören schwer und man verbringt schnell zu viel kostbare Zeit dort. Instagram hat für mich einfach einen gewissen Mehrwert und eine Nachhaltigkeit die mir Tiktok nicht bieten kann. Auch die lästigen Trolle scheinen mir bei Instagram nicht ganz so zudringlich zu sein wie bei Tiktok. Alles in allem vergebe ich deutlich mehr Sympathiepunkte an Instagram. Nicht umsonst sind und bleiben die meisten Blogger und Influencer bei Instagram, denn dort hat schließlich mal alles angefangen was mit Fotoblogging zu tun hat.
Meine Lieben, ich hoffe, ich konnte ein kleines Bisschen über Tiktok aufklären. Man muss wissen, was einen erwartet wenn man dort ein Konto anlegt und dass es dort nicht immer mit rechten Dingen zugeht. Klar, Instagram, Facebook und X ( ehemals Twitter ) sind auch nicht fehlerlos, aber man hat sich über die Jahre daran gewöhnt, und so ganz ohne Internet würde uns allen doch etwas fehlen, seien wir mal ehrlich. Die Nähe zur chinesischen Regierung und der dortigen kommunistischen Partei trägt zu unserem Misstrauen gegenüber Tiktok entscheidend bei. Das "Reich der Mitte" gilt dieser Tage nicht als Sympathieträger und alles was von dort kommt, gilt entweder als Ramsch ( was es oftmals ja auch ist...) oder wird in die Spionageecke gestellt. Ob dem in jedem Fall so ist oder nicht, lässt sich nicht mit Sicherheit beweisen, aber wer sicher gehen will, dass seine Daten nicht im Land der Morgenröte landen, der muss soziale Medien meiden die dort ihren Ursprung haben. Und bei der großen Auswahl an alternativen Onlineplattformen dürfte sich für jeden etwas finden 😉
In diesem Sinne, ein entspanntes und gesegnetes Wochenende für euch
Eure Marion Herzogin von Meranien ♛
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