Dienstag, 27. Mai 2025

Wetzlar - ein Blick auf mein Heimatstädtchen

Als ich vergangene Woche wieder einmal meine Mittagspause in der City von Wetzlar verbrachte, kam mir der Gedanke meiner Heimatstadt einen Blogbeitrag zu widmen. Nicht nur weil sie ein schönes und gemütliches Städtchen ist, sondern weil mir die Wandlungen welche die Stadt seit meiner frühen Kindheit durchgemacht hat, ganz besonders ins Auge fielen. Zunächst mal ein paar Daten und Fakten über Wetzlar, für diejenigen unter meinen Lesern die die Stadt ( noch ) nicht kennen. 

Wetzlar liegt in Mittelhessen und ist eine ehemalige Reichsstadt. Als zwölftgrößte Stadt in Hessen hat sie 54.164 Einwohner ( Stand 31. Dezember 2023 ). Wetzlar ist die Kreisstadt des Lahn-Dill-Kreises. Sie ist ein wichtiges Kultur,- Industrie- und Handelszentrum und von 1689 bis 1806 der Sitz des Reichskammergerichts. Wetzlars wirtschaftliche Bedeutung beruht auf seiner optischen, feinmeachanischen, elektrotechnischen und stahlverarbeitenden Industrie. Als Sportstadt ist Wetzlar mit bedeutenden Sportlern, Sportveranstaltungen und -vereinen bekannt. Wetzlar liegt am Fluß Lahn knapp oberhalb der Einmündung der Dill. Der höchste Punkt der Stadt ist der Stoppelberg mit einer Höhe von 402 Metern. Auch wenn durch hässliche bauliche Maßnahmen die Farbe Grün überwiegend nur noch im Stadtparlament zu finden ist, so haben wir dennoch fünf Grünanlagen im Stadtgebiet, die den Wetzlarer Bürgern als Naherholungsgebiet dienen.

Ihr könnt euch aber sicher schon denken, dass es in diesem Beitrag nicht um touristische Sehenswürdigkeiten geht, sondern um das was Wetzlar ausmacht wenn es um gesellschaftliches Zusammenleben, um stadtpolitische Entwicklungen und ganz allgemeine Veränderungen im Stadtbild geht. Ich lebe in Wetzlar seit frühester Kindheit und so hat sich ein ganz bestimmtes Bild in meinerm Gedächtnis eingeprägt. Das Bild einer ruhigen, gemütlichen und dennoch lebendigen Kleinstadt. Mit einer überschaubaren Zahl von Einwohnern, hübschen kleinen Shops in der Altstadt und Kaufhäusern in der Innenstadt. Die Kaufhäuser ( KAWE, UNION ) gehören leider mittlerweile der Vergangenheit an. Als Ersatz wurde ein großes Einkaufszentrum gebaut. Das "Forum Wetzlar" mit zahlreichen Läden und Schnellrestaurants deren Qualität allerdings eher mittelmäßig ist ( gelinde gesagt ). Ansonsten regiert dort bereits wie fast überall König Leerstand. Die Ladenmieter wechseln schneller als man sich umdrehen kann, und in der Regel sind es muffig riechende Billigshops mit quietschbuntem Unfug aus Asien oder dem Orient. Eine zweite Shoppingmall findet man im "Herkules-Center" in der Bahnhofstraße. Was 1990 als bunte Ladenmeile optimistisch angefangen hat, ist inzwischen zu einem trostlosen und wenig einladenden Gebäudekomplex verkommen, indem lediglich C&A, H&M und Drogerie ROSSMANN einigernaßen anziehend auf Kunden wirken. 

Verlässt man die Einkaufszentren in Richtung Bahnhofstraße und Innenstadt so gelangt man in eine ehemals gut besuchte Shoppingmeile, in der es bis zum Bau des Forums eine Vielzahl an Kaufhäusern und Fachgeschäften für Mode, Elektronik, Schmuck, ein kleiner Supermarkt, ein Fotoladen, eine Zoohandlung, die ich als Kind mehrmals pro Woche besuchte und dort manchmal über Gebühr lange nach hübschen Sachen für meine Haustiere stöberte, und vieles mehr zu endtdecken gab. Was man dort heute vorfindet lässt sich für mich nur schwer in Worte fassen, denn wie gesagt, ich kenne diese Straße in einem völlig anderen Zustand. Dort wo einmal seriöse und alteingesessene Fachgeschäfte waren, klaffen entweder große Lücken in Form von leeren Ladengeschäften, oder man trifft auf die mittlerweile uns allen nur zu gut bekannten Handyläden, Barbershops, Asia-Imbisse, orientalischen Brautmodeläden und das xte Nagelstudio. Ich muss gestehen, dass ich mich zwar notgedrungen an den Anblick gewöhnt habe, aber wenn ich alte Fotos sehe auf denen der Unterschied zwischen damals und heute allzu deutlich zutage tritt, dann kann ich es nach wie vor kaum fassen, dass die Städteplaner uns eine solche Vollkatastrophe als moderne Einkaufsstraße präsentierten. 

Die Zahl der Einwohner mit ausländischen Wurzeln liegt heute wesentlich höher als vor 2015. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir in Wetzlar immer schon Menschen aus anderen Ländern hatten. Das fing an mit der Nachkriegszeit während der amerikanische Truppen in die Stadt kamen und in den 50er Jahren durch französische Truppen ersetzt wurden. Zwischen September 1946 und März 1949 beherbergte Wetzlar bis zu 4200 jüdische sogenannte "Displaced Persons," sowie ehemalige Zwangsarbeiter aus Polen, der Ukraine und Russland, sie alle warteten in einem Durchgangslager darauf in ihre Heimatländer zurückkehren zu können. Ab den 50er und 60er Jahren kamen Gastarbeiter vorwiegend aus den Mittelmeerländern Italien, Spanien, Griechenland, Türkei und dem damaligen Jugoslawien Sie fanden Arbeit und Aufnahme in den Werken der optischen und stahlverabeitenden Industrie und im Gastgewerbe. Viele machten sich selbstständig mit Restaurants, Eiscafés etc. An die Gesangskünste der Italiener erinnern sich viele ältere Mitbürger noch immer. Mein Großonkel Fritz war begeistert, er war im Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtssoldat an den Kämpfen bei Monte Cassino beteiligt und sprach ein wenig italienisch, was er gerne nutzte um mit den Gastarbeitern in Kontakt zu kommen.  

Ich weiß, zu sagen, dass die Stadt früher sauberer war klingt furchtbar spießig und kleinbürgerlich, aber es war so. Schmuddelecken und umherfliegender Abfall waren die Ausnahme. Eine überlaufene Innenstadt gab es gerade mal dann wenn ein gut besuchtes Volksfest die Massen anzog. Ansonsten war es ruhig und beschaulich. Unsere Rotgrüne Stadtregierung sorgt nun fleißig dafür, dass das Chaos in Wetzlar sich stetig mehrt. Zugewanderte Bettler und Wegelagerer belästigen Passanten auf unangenehme Weise, die Polizei hebt den Zeigefinger und damit hat es sich. SPD und Grüne im Stadtparlament halten die Hand drauf, dass den Herrschaften nicht ins Handwerk gepfuscht wird, sprich, sie dürfen seelenruhig weiter Leute belästigen.

Städtebauliche Maßnahmen haben ebenfalls das Gesicht meiner Heimatstadt nachhaltig verändert. Wo ehemals Grünflächen zum verweilen einluden stehen heute hässliche Plattenbauten, Parkhäuser und Eigentumswohnungen im gruselig kaltmodernen Bauhausstil. Der Bahnhof ist nur noch ein schmuddeliges totrenoviertes Überbleibsel des einstigen Jugendstilgebäudes. Zerstörung und Vermüllung findet man hier an jeder Ecke. Die Bahn hat vor den Vandalen kapituliert die in schöner Regelmäßigkeit die Fensterscheiben des Bahnhofs einschlagen. Man klebt den Schaden kurzerhand ab und belässt es dabei. Der Bahnhof ist zu einem Schandfleck verkommen. Diese Collage zeigt den Wetzlarer Bahnhof gestern und heute. Oben der alte Jugendstilbahnhof aus den dreißiger Jahren, unten der graue Klotz der 2000er.

 


Meine Familie kam aus Südfrankreich über das Elsass und Düsseldorf nach Wetzlar. Ich bin also gewissermaßen auch ein Kind von Zuwanderern. Schon deswegen stehe ich Zuwanderung nicht vollkommen ablehnend gegenüber, aber wenn ich sehe, wie stark die Veränderung in unserem Städten und Kulturräumen sichtbar wird, dann wird doch deutlich, dass die Politik es versäumt hat, Grenzen zu ziehen. Meine nette kleine Heimatstadt hat doch sehr gelitten unter dem Wandel des politischen und gesellschaftlichen Zeitgeists. Ich muss nochmals betonen, dass Menschen aus anderen Ländern hier immer willkommen waren, denn Wetzlar so provinziell es auch sein mag, ist dennoch weltoffen. Aber die Zuwanderung ohne Grenzen ( buchstäblich ) und der völlige Kontrollverlust hinterlassen auch hier einschneidende Spuren. Die Kriminalitätsrate in Wetzlar ist deutlich angestiegen im Vergleich zu den Jahren vor 2015, und die Stadt ist insgesamt voller und ja auch ungepflegter geworden. Dies mag aber auch damit zusammenhängen das der Stadt Reinigungskräfte fehlen. Es ist der demografische Wandel der hier zu Buche schlägt. Die Überbevölkerung bringt selbstredend auch ein Mehr an Müll mit sich, zudem sind viele einfach nicht bereit ihre Umwelt sauberzuhalten. Der Stadtregierung ist dies alles egal, sie überlässt alles sich selbst und kümmert sich nur noch um die wirklich wichtigen, sprich, prestigeträchtigen Dinge. Entsprechend entwickelt sich Wetzlar ( wie so viele deutsche Städte derzeit ) zu einem stellenweise verkommenen und im Stich gelassenen Ort. 

Ich persönlich finde es unsagbar traurig und schade, dass die Verantwortlichen es nicht mehr für notwendig halten unsere Städte zu pflegen und zu einem lebenswerten Ort zu machen. Stattdessen wird alles nur darauf ausgelegt, dass möglichst viel Geld in die Kassen der Stadt, der Baufirmen und Immobilienbesitzer gespült wird. Wetzlars Schicksal ist kein Einzelfall. Fast jede Stadt in Deutschland unterliegt diesem Wandel. Die Bürger ziehen mehr oder weniger gerne mit, dagegen tun können sie nicht viel. Außer vielleicht hin und wieder einen Blick ins Fotoalbum zu werfen, und eine gedankliche Reise zurück in der Zeit machen. 

 

In diesem Sinne, euch allen eine erfolgreiche Woche

Eure Marion Herzogin von Meranien  ♛

 



 

 

 


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