Freitag, 16. Mai 2025

Ist die Gesellschaft intoleranter geworden? Eine Frage unserer Zeit.

Toleranz ist ein Wort das wir dieser Tage sehr häufig hören. In den Medien wird es schon inflationär benutzt, und von allen Seiten prasselt die Ermahnung auf uns ein, tolerant zu sein. Doch wenn man näher hinschaut, stellt man fest, dass Toleranz oft eingleisig ist. Vor allem Menschen aus dem Umfeld der sogenannten "Gutmenschen" verlangen Rücksicht und Duldsamkeit unter allen Umständen, während sie selbst alles dafür tun um nur ja nicht mitziehen zu müssen. Es ist die leidige Doppelmoral dieser Leute, die ihrem Gerede über Toleranz einen faden Beigeschmack verleiht. Nach meiner persönlichen Erfahrung hat sich intolerantes Verhalten in der Gesellschaft während der Coronakrise etabliert. Plötzlich fühlte sich jeder dazu berufen, seine Mitmenschen auf dieses oder jenes angebliche Fehlverhalten aufmerksam machen zu müssen. Wenn man gemütlich durch die Shoppingmall streunt, und zwei Verkäuferinnen vor ihrem Laden stehen und vorbeigehende Kunden durch die Analyse ziehen, nach dem Motto "Folgst du denn auch brav den aufgeklebten Pfeilen auf dem Boden," dann war man schon versucht, die ganze Szenerie für ein verrücktes Theaterstück zu halten. Die zwei Mädels standen vor dem Laden, schwatzten miteinander und riefen mir irgendetwas hinterher weil ich von der angegebenen Richtung abgewichen war. Ich habe ihr rufen ignoriert, denn ich war entschlossen Ruhe zu bewahren und in diesem Panikorchester nicht mitzuspielen. Aber ich fühlte mich gegängelt, nicht als erwachsene Person wahrgenommen und irgendwie auch für dumm verkauft. 

 Ich könnte vor allem aus der Coronazeit noch etliche Begebenheiten aufzählen, in denen mir die Intoleranz und Voreingenommenheit meiner Mitmenschen so richtig bewusst wurde. Seitdem bin ich wesentlich misstrauischer und vorsichtiger geworden was Kontakt zu anderen Menschen angeht. Dass ich mit diesen Erlebnissen nicht alleine dastehe, haben mir die vielen Berichte im Internet bewusst gemacht. Sicherlich gab es auch vor Corona Intoleranz in unserer Gesellschaft, aber während der Jahre von 2020 bis 2022 ließen nicht wenige ihre weichgespülte Maske fallen und enthüllten das wahre Antlitz ihres Charakters. Manch einer der darauf nicht vorbereitet war, reagierte erschrocken und entsetzt darüber, dass zuvor freundliche und nette Zeitgenossen plötzlich ein Gebahren an den Tag legten, das wir vielleicht in einer Diktatur verorten würden, aber nicht in einer Gesellschaft die ansonsten nicht müde wird zu betonen wie tolerant und rücksichtsvoll sie ist. 

Seit dem Überfall der islamistischen Terrorgruppe Hamas auf Israel steigt auch bei uns der Antisemitismus. Die Zahl antisemitischer Straftaten hat einen neuen Höchststand erreicht. Dabei werden die Taten beileibe nicht nur von Rechtsexrremen begangen, wie man vielleicht glauben mag. Ein nicht unerheblicher Prozentsatz geht auf das Konto linksextremer und islamistischer Täter. Und gerade die Linken, die sich bekanntlich das Wort Toleranz dick und fett auf ihre Fahnen geschrieben haben, haben bei israelfeindlichen Straftaten die Nase vorn. Auch hier sieht man wieder, dass der Begriff Toleranz für viele Menschen eben doch nur eine leere Worthülse geworden ist. Im alltäglichen Leben scheinen die Leute egoistischer und ja auch rücksichtsloser geworden zu sein. Es ist eine Gesellschaft geworden in der einer am anderen vorbeilebt. In der Menschen ihr Gegenüber nicht mehr wahrnehmen und als Individuum wertschätzen. Meinungen die nicht in die eigenen Vorstellungen passen, werden gnadenlos niedergemacht. Zeigt man Eigenschaften und kleine Macken ( die bekanntlich jeder hat ), dann lassen kritische und auch beleidigende Reaktionen nicht lange auf sich warten. 

 

Gerade im öffentlichen Diskurs macht sich zunehmende Intoleranz bemerkbar. Besonders gegenüber anderen Meinungen zeigt sich nur wenig Rücksichtnahme und Verständnis für andere Perspektiven. Sicherlich kann man nicht pauschal sagen, dass die Gesellschaft insgesamt intoleranter geworden ist, aber wenn man feine Antennen für Reaktionen hat, und wenn man scharf beobachtet, dann kann man durchaus zu dem Schluß kommen, dass unsere Mitmenschen widerborstiger und streitlustiger sind als je zuvor. Und wenn man sich vergegenwärtigt, dass das Internet den perfekten Boden bietet für hitzige Debatten, und im Zusammenspiel mit einer ganz allgemein aufgeheizten Stimmung verändert das ganz gewiss die Haltung in der Bevölkerung. 

Zickige Reaktionen im Alltagsleben sind zwar leider mittlerweile schon Gang und Gäbe, aber sich daran zu gewöhnen fällt dennoch schwer. Sehr sensible Naturen ziehen sich mehr und mehr zurück, suchen kaum noch Kontakt zu anderen Menschen, und erledigen tägliche Pflichten nur widerwillig. Ich bin nicht unbedingt ein übersensibler Charakter, aber auch ich mag es überhaupt nicht, wenn mir im Alltag ständig Unmut und Frust entgegenschlagen. Intoleranz wird in den Medien zumeist im Zusammenhang mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen erwähnt, doch auch im zwischenmenschlichen Miteinander ist das Klima schlechter geworden. Ich muss sagen, dass ich jedesmal positiv überrascht bin wenn man mir freundlich und höflich entgegenkommt. Leider habe ich immer öfter das Gefühl, dass die Gesellschaft tatsächlich unlustiger und intoleranter geworden ist. Im Internet ist man beinahe schon gewohnt, dass patzige Antworten kommen, dass Nutzer ihren Frust an einem ablassen und ganz allgemein gegen alles Front gemacht wird, was nicht dem eigenen Weltbild entspricht. Jeder zimmert sich seine eigene Vorstellung wie die Welt gefälligst zu sein hat, und wehe jemand passt dort nicht hinein. Es ist eigentlich traurig und deprimierend zu sehen, wie sich unsere Gesellschaft immer weiter voneinander entfernt. Dass einer sich vor dem anderen scheut, aus Angst mit dessen Frust und Intoleranz konfrontiert zu werden. 

 Ich habe eine Freundin die sich selbst als hochsensibel bezeichnet, und die deshalb den Kontakt zu anderen Menschen weitestgehend meidet. Wenn man menschlichen Kontakt anstrebt, so dürfte es von Vorteil sein, wenn man sich selbst wappnet gegen schroffe Reaktionen, Ablehnung und latente Aggressivität. Auch deswegen genieße ich es wenn ich mal in der Natur sein kann. Ohne übellaunige und zickige Menschen, die mir das Gefühl geben, dass ich unerwünscht bin, dass ich ihnen auf dem Schlips stehe. Letztlich würde ich schon sagen, dass unsere Gesellschaft intoleranter geworden ist. Sie hat ein unfreundliches Gesicht bekommen, mit Unmutsfalten und vor Ärger grauen Barthaaren. Ändern wird man daran wohl nichts können, aber man kann sich dieses Umstandes bewusst sein und sich darauf einstellen.

 

In diesem Sinne, ein schönes und entspanntes Wochenende euch allen

Eure Marion Herzogin von Meranien  ♛






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