Lasst uns mal über Instagram reden. Warum? Weil sich die App seit ihrer Gründung im Jahr 2010 spürbar verändert hat. Wenn es um Veränderungen geht, bin ich immer ein bisschen sensibel eingestellt, denn sie können gut oder schlecht sein, und bei Instagram hat sich so einiges zum schlechteren verändert. Instagram war für mich immer schon so eine Art Stiefkind unter den sozialen Netzwerken. Die Konkurrenz durch erfolgreiche Influencer und Businessaccounts machte es auch zu Anfang schon nicht leicht, sich zu behaupten und so kam es schon mal vor, dass ich die Geduld verlor und mein Profil löschte. Aber wie das so ist mit Social Media, man wird in gewisser Weise doch ein wenig süchtig danach, vermisst die Inspirationen und Impressionen. Also legte ich mir immer wieder ein neues Profil an. Viele Jahre war ich dort immer unterwegs, mit wechselnden Themen. Fotografie, Geschichte waren und sind meine Lieblingsthemen wenn es um Bilder geht. Mein Cousin ist als erfolgreicher Influencer im Bereich Interior und Lifestyle dort aktiv, und ich lernte dort sehr nette Leute aus Belgien kennen, die wie ich eine Leidenschaft für historische Themen haben. Instagram bietet mir also genügend Gründe dort zu bleiben. Und es ist ja auch nicht so, dass ich die App nicht mehr mag oder mich dort nicht mehr wohlfühle, aber das was Instagram einst ausmachte, befindet sich in einer Abwärtsspirale.
Was machte Instagram denn einst aus? Vor allem Inspirationen, Anregungen, Unterhaltung und Information. Anfangs war ich fasziniert von den Fashionbloggern, die wie Pilze aus dem Boden schossen und ihre viel zu perfekten Bilder posteten und sich bewundern ließen. Das führte bald zu öffentlicher Kritik, da sich vor allem junge Menschen von diesen Posts dazu verleiten ließen ihr Selbstwertgefühl zu verlieren. Dass vor allem die Fashion- und Beautyblogger mit gefilterten Fotos arbeiten war zu dieser Zeit vielen Nutzern gar nicht klar, heute weiß man das und lässt sich davon nicht mehr so stark beeinflussen.
Vieles hat sich jedoch bei Insta seitdem geändert. Zunächst mal das Fotoformat, welches sich vom Quadrat zum Rechteck gewandelt hat. Dies hat auch damit zu tun, dass sich das Rechteckformat besser an Videoinhalte anpassen lässt. In den ersten Jahren war Instagram einfach ein Spaß. Man teilte Fotos die man so "along the way" gemacht hat und die auch gut ankamen, wenn sie eine gute Qualität hatten. Man bekam Likes und viele Follower ganz automatisch, und die Reichweite war mit den richtigen Hashtags beinahe unbegrenzt. Funktionen wie Storys oder Reels gab es noch nicht. Instagram war ein kleines Fotoparadies mit schönen ansprechenden Bildern, die mir gute Laune machten und nie wurde man dort "dumm angemacht." Meinungsmache und Haltungspolitik gab es nicht. Es herrschte Frieden im Reich der schönen Bilder.
Zu einem großen Account mit mehreren tausend Followern habe ich es zwar nie gebracht, aber das war für mich auch nebensächlich. Die Jahre zwischen 2010 und 2018 waren aus meiner Sicht jene Jahre in denen Instagram überaus beliebt und quasi eine "Must-Have-App" war. Viele nutzten Insta um einfach nur auf sich aufmerksam zu machen. Selbstdarstellung hieß der Hype und er wurde fleißig ausgereizt. Ich fand es albern mich mit gespitzten Lippen ähnlich einer Daisy Duck selbst abzulichten und öffentlich auszustellen Den Selfietrend habe ich schon mal nicht mitgemacht, ich war einfach zu introvertiert. Heute mache ich gerne Selfies, aber ohne "Entenmund."
2022 nahm Mark Zuckerberg - Inhaber von Facebook, Instagram und Whatsapp - eine Strategieänderung vor. Kurzvideos kamen ins Spiel um der zunehmenden Konkurrenz durch Tiktok etwas entgegenzusetzen. Videos waren aber nie so meins, auch wenn ich mittlerweile ganz gerne kleine Reels mache, aber der große Videofilmer werde ich wohl nie werden. Ich konzentrierte mich also meist auf Fotos und wie das so ist, wenn man einen Trend nicht mitmacht ist man schnell aus dem Rennen. Meine Reichweite sank zusehends, die Likes wurden weniger, und mehr und mehr hatte ich das Gefühl, dass Instagram mich hasst. Meine Beiträge wurden nicht mehr so gut ausgespielt wie zuvor, was mich allmählich an der App zweifeln ließ. Viele andere Accounts schienen dieses Problem gar nicht zu kennen, denn sie bekamen weiterhin Likes, Kommentare und Follower, hatten eine ansehnliche Reichweite und ihre Mühe wurde belohnt, während mein Account vor sich hin dümpelte wie ein leck geschlagener Kahn.
Mich machte das damals echt ärgerlich und unruhig. Man muss das verstehen, denn schließlich machte ich mir große Mühe um wirklich gute Bilder zu schießen. Ich achtete auf die Qualität von Motiv und Lichtverhältnissen, bearbeitete die Bilder noch bevor ich sie postete, in der Hoffnung, dass sich meine Follower dafür begeistern und sich der ganze Aufwand auch lohnte. Doch meistens sah ich statt Likes und virtuellem Beifall nur Strohballen vorbeirollen. Meine Bilder schienen konsequent ignoriert zu werden, trotz hohem Aufwand und Gedöns. Schließlich war mir das Ganze dann doch zu dumm und ich löschte mein Profil wieder. Nach ein paar Wochen jedoch gab ich mir einen Ruck und startete einen neuen Versuch. Doch wer hatte recht, es wurde noch schlimmer. In der ersten Zeit bekam ich noch regen Zuspruch, doch die Interaktionen brachen schon bald kontinuierlich ein. Ich konnte es an den abnehmenden Likezahlen pro Beitrag ablesen. Bekam ich für ein Bild z.B. in den ersten Tagen noch beinahe 100 oder mehr Likes, so waren es bei den folgenden Beiträgen nur noch knapp 30 oder 40. Das ist schon ein erheblicher Unterschied. Viele Follower sprangen wieder ab ( die Follow-Unfollow-Krankheit grassiert nach wie vor bei Insta ), und ich wurde ganz allgemein vom Algorithmus nach hinten geschoben.
Mit dem Algorithmus ist es definitiv so eine Sache. Wenn man nicht permanent aktiv ist, immer neue hochwertige Inhalte postet und viel interagiert, dann ist Schluss mit lustig. Dann verliert man Sichtbarkeit und damit Reichweite, was bedeutet, dass man keine neuen Follower bekommt und der Account als irrelevant eingestuft wird. Sogar die eigenen Follower bekommen einen kaum noch zu sehen. Dies erlebe ich mit meinem gegenwärtigen Profil auch wieder. Meine Followerzahl stagniert schon seit einiger Zeit. Ich bin kein Influencer oder Werbeperson die für ein Produkt oder eine Dienstleistung werben muss und dafür eine hohe Reichweite dringend braucht, aber wer will sich schon Mühe machen deren Resultat anschließend keinerlei nennenswerte Beachtung findet. Und mit diesem Problem bin ich nicht alleine, denn zurzeit beschweren sich viele Nutzer darüber, dass Instagram nur solche Accounts fördert, die bezahlte Werbeposts hochladen und ihre Beiträge kostenpflichtig bewerben.
Werbung im Übermaß ist bei Instagram ebenfalls ein dickes Problem geworden, über das viele Nutzer sehr verärgert sind. Scrollt man in seinem Feed nach unten "friert" dieser plötzlich ein und man wird praktisch gezwungen anzuhalten und sich einen gesponserten Werbebeitrag anzusehen. Diese nervige Werbepause veranlasst viele Nutzer dazu, die App wieder zu schließen, den werbenden Account kurzerhand zu blocken ( ich tue dies auch von Zeit zu Zeit ) oder sich gleich gänzlich von Insta zu verabschieden. Werbeposts zu blocken ist in etwas so erfolgreich wie der Versuch sich eines Moskitoschwarms zu entledigen indem man jede einzelne Mücke totschlägt, es kommen immer wieder neue nach, in scheinbar unendlicher Zahl. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen den man auch recht bald entnervt aufgibt. Ständig bekommen wir Werbebotschaften vor die Nase geknallt und werden zum Kauf von irgendeinem Scheiß aufgefordert. Mit Social-Media und Community hat das alles längst nichts mehr zu tun.
Instagram will seine Nutzer an sich binden und tut dies mithilfe von manipulativen und süchtig-machenden Mechanismen. Je mehr Zeit wir in der App verbringen um so mehr Werbung sehen wir und umso mehr Geld verdient die Plattform an uns. Die Betreiber interessieren sich nicht für das Wohl der Nutzer, sie wollen möglichst hohen Profit einfahren. Generell kann ich sagen, dass ich vor einigen Tagen schon wieder mit dem Gedanken gespielt habe, meinen neuen Account auch wieder zu löschen weil es einfach hinten und vorne nicht richtig funktioniert. Follower die ich tagsüber bekomme, verschwinden quasi über Nacht wieder, und die Reichweite ist ohnehin im Keller. Da ist es auch egal welche Qualität meine Beiträge haben, und meine Fotos sind sicherlich nicht schlechter als die anderer Profile. Es hilft nichts, gegen die Tatsache, dass Instagram eine kommerzialisierte Werbe- und Verkaufsplattform geworden ist kann ich nichts ausrichten. Aber dann sind es ganz bestimmte Accounts die mich dann doch wieder davon abhalten Instagram untreu zu werden. Die vielen schönen Historyprofile die an den Zweiten Weltkrieg erinnern, würde ich ganz bestimmt schmerzlich vermissen.
Die App war mal ein Ort kreativer Inspiration mit tollen informativen Accounts bei denen man sich viele Anregungen holen konnte. Aber mittlerweile zeichnet sich ein deutliches Zuviel von allem ab. Dass man als gewöhnlicher Nutzer ohne Businessabsichten schnell in der Versenkung verschwindet, ist nur eine von vielen ungesunden Veränderungen innerhalb der Plattform. Hat man erstmal das Gefühl, dass sich die Mühe nicht mehr lohnt, dann macht man sie sich auch nicht mehr so gerne. Will man dem Algorithmus ein Schnippchen schlagen, dann muss man sein ganzes Nutzerverhalten anpassen. Was dazu führt, dass alles ein einziger Einheitsbrei wird, die Individualität geht komplett verloren. Auch die immer stärkere Nutzung von KI wird mit der Zeit zerstörerischen Einfluss haben. Irgendwann weiß niemand mehr welche Beiträge denn nun echt sind oder nur ein "Deep Fake."
Die Umstellung bei Instagram weg von der Fotocommunity hin zur werbebasierten Unterhaltungsplattform auf der gesponserte Beiträge und irreführende KI-Posts dominieren, ist nicht dazu angetan die Beliebtheit der App zu fördern. Mark Zuckerberg will diese Veränderung jedoch weiter vorantreiben. Also noch mehr videobasierter Content, in Form von kurzen Werbeclips und KI-Empfehlungen, eine Art "TikTokification." Realer Content von Followern, Freunden und Menschen mit denen man sich vernetzt hat, werden noch stärker in den Hintergrund treten. Es sieht so aus als wären die Zeiten von "social" endgültig vorbei.
Was also soll man tun mit Insta? Bleiben oder gehen, das ist die Frage. Ich muss sagen, dass ich da ein wenig von meiner jeweiligen Stimmung beeinflusst bin. Ärgere ich mich darüber, dass meine mühsam erstellten Beiträge mal wieder kaum Reichweite haben, dann tendiere ich schon mal dazu mir vorzunehmen das Profil zu löschen. Und tue es dann doch nicht, weil mir manche Inhalte eben doch wichtig genug sind, dass ich nicht auf sie verzichten möchte. Sie haben einen positiven Einfluss auf meinen Alltag und auf mein Leben, und daher sind sie für mich ein fester Bestandteil meiner Internetnutzung. Ich habe mich entschlossen trotz allem bei Instagram zu bleiben und mich auf die positiven und inspirierenden Inhalte zu konzentrieren. Denn die gibt es trotz aller Veränderungen Gott sei Dank noch immer.
In diesem Sinne, eine positive und inspirierende neue Woche euch allen
Eure Marion Herzogin von Meranien ♛